Fragt man Führungskräfte in den Alten- und Pflegeheimen, wie sie die aktuelle Zeit erleben, hört man Aussagen wie „herausfordernd“, „unberechenbar“, „instabil“, „komplex“. Das die Zeiten immer schneller und unberechenbarer werden, wird schon seit Jahren proklamiert und ist mittlerweile für jeden Einzelnen spürbar.

Aber wie soll man damit umgehen – besonders, wenn man für eine Organisation im Sozialbereich, zum Beispiel für ein Alten- und Pflegeheim, als Führungskraft verantwortlich ist?

Einen Teil der Antwort bietet das EAN Zertifikat für Führungskräfte in der Langzeitpflege 2021+. Damit bekommen die Absolvent:innen wichtiges Rüstzeug mit auf den Weg, um im komplexen Umfeld die eigene Handlungsfähigkeit zu erhalten und auszubauen und das gleiche für die anvertrauten Mitarbeiter:innen zu bewirken. Was genau gehört hier dazu?

Andrea Udl und Adelheid Bruckmüller leiten Ausbildungsinstitute, die sich auf die Bildung und Weiterbildung von Führungskräften im Pflege- und Sozialbereich spezialisiert haben. Beide sind es alleine schon berufsbedingt gewohnt, über den Tellerrand zu blicken und dementsprechend zukunftsorientiert zu handeln. Sie eint außerdem, dass sie an der Entwicklung des EAN Curriculums für Führungskräfte in der Langzeitpflege von Beginn an beteiligt waren. Sie wissen, was hier zählt: „Beim steigenden Druck, mit dem die Branche konfrontiert ist (Ressourcenmangel, insbesondere Fachkräftemangel, demographische Veränderung etc) und gleichzeitig volatilen, unsicheren, uneindeutigen und komplexen äußeren Umständen braucht es handlungsfähige, entscheidungsfähige und resiliente Führungskräfte, um all das balancieren zu können. Einfache Lösungen und Rezepte greifen zu kurz,“ beschreibt Andrea Udl die Ausgangssituation. Und Adelheid Bruckmüller ergänzt, worauf es daher bei der Ausbildung ankommt: „Persönlichkeitsentwicklung und Leadershipkompetenz sind zentral. Als Führungskraft in der Langzeitpflege braucht es heute eine hohe Analysekompetenz, um Entwicklungen rasch erfassen zu können, Wirkungen vorherzusehen und entsprechend proaktive Strategien zur Sicherstellung der Lebensqualität der Bewohner:innen ableiten zu können. Die Häuser und Betriebe, in denen unsere Absolvent:innen tätig sind, können nur als lernende, agile und flexible Organisationen bestehen. Um solche Organisationen zu führen, braucht es geeignete interne Lern- und Führungsprozesse mit der aktiven Beteiligung der Mitarbeiter:innen.“

Das frühere E.D.E-Zertifikat hat wesentlich zur Professionalisierung des Führungshandelns im sozialen Bereich beigetragen. Durch das Zertifikat gab es erstmals einen einheitlichen Standard, auf den sich alle Organisationen beziehen konnten. Daraus ist im Jahr 2021 nach intensiver Projektarbeit sowohl von Dachorganisationen, Ausbildungsstätten und Dienstleistungsorganisationen aus der Branche aus ganz Europa das EAN-Zertifikat 2021+ hervorgegangen. Die Initiative dazu kam aus Österreich, von Edgar Führer in seiner Funktion als Education Officer der EAN und wurde als Erasmus+ Projekt umgesetzt. Diese Besonderheit, dass es von europäischen Expert:innen entwickelt wurde, die ihre Sicht als Pflegeperson, als Pädagog:in, als Trainer:in, als Interessensvertreter:in, als Führungskraft einbrachten, macht es zu einem wesentlichen Beitrag dazu, die Führungskräfte in den verschiedenen Settings der Altenpflege auf ihre Aufgaben vorzubereiten.

Eine Ausbildung für Führungskräfte in derart bewegten Zeiten muss der Herausforderung gerecht werden, sich selbst aktuell zu halten. „Führungskräfte in dem Bereich sind sehr gefordert, und werden nur bereit sein, ihre wertvolle Zeit in eine Ausbildung zu investieren, wenn diese auch wirklich auf dem Stand der Zeit ist. An der ASOM bedeutet das für uns, Entwicklungen in Bezug auf moderne Managementansätze im Blick zu behalten und das Curriculum laufend den neuen Entwicklungen und Möglichkeiten anzupassen, sodass wir den Absolvent*innen ermöglichen, von einer soliden Basis aus Initiatorinnen für Innovationen sein zu können,“ ist sich Andrea Udl bewusst. Das Curriculum zum EAN Zertifikat sieht diese Flexibilität explizit vor und schafft es so, einen qualitativen Standard zu beschreiben und es gleichzeitig zu ermöglich, die Ausbildung laufend entsprechend der aktuellen Herausforderungen weiterzuentwickeln. So verwundert es nicht, dass die beiden Frauen bereits an die Zukunft denken und auch daran, nicht nur, was ihre Bildungsangebote betrifft, sondern auch, was die Weiterentwicklung der Branche betrifft. Adelheid Bruckmüller denkt zum Beispiel laut über Entwicklungsfelder in Kooperationen nach, regionale Projekte, die die Zusammenhänge zwischen Qualitätsmanagement, Human Ressources, Organisationsentwicklung und Leadership erkennen und nutzen. Unsere dynamische Zeit bedeutet eben auch, dass sich Räume für Innovationen, kreative und gemeinsame Lösungen auftun. Gerüstet mit dem EAN-Zertifikat sind Führungskräfte bereit, diese Räume nutzen.

„Immer öfter taucht in Fachartikeln das Thema der „toxischen Mitarbeiter:innenführung“ auf: es würden die Gewinne zählen und nicht der Mensch. Meine nahezu täglichen beeindruckenden Begegnungen mit vielen Führungskräften und solche, die es mit Ausbildungen wie dem EAN-Zertifikat noch werden möchten, beweist mir, dass das in den Pflege- und Sozialeinrichtungen Österreichs nicht an der Tagesordnung steht. Umso wichtiger ist es, auch für Führungspersonen Rahmenbedingungen zu schaffen, innerhalb deren sie sich reflektieren sowie weiterentwickeln können. Das EAN-Zertifikat ist immer am Puls der Menschen, um hier zeitnah und adäquat weiterentwickeln zu können,“ berichtet Lebenswelt Heim Präsident Jakob Kabas. „Ich habe kürzlich in einem Blog gelesen: Mitarbeiter:innen kommen in eine Organisation und verlassen Führungskräfte. Das EAN-Zertifikat bietet eine fachliche und menschliche Weiterentwicklung, damit Mitarbeiter:innen zu Menschen kommen und für Menschen bleiben“, schließt er ab.

Weitere Informationen zum EAN-Zertifikat sowie zu den akkreditierten Ausbildungsinstituten gibt es auf der Lebenswelt Heim Homepage unter EAN European Ageing Network - lebensweltheim.at

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