Artikelbild Weshalb pflegende Angehörige die Pflegereform dringend brauchen

von Birgit Meinhard-Schiebel

Pflegende Angehörige sind immer schon der größte Pflegedienst Österreichs. Sie sind und bleiben die Angehörigen auch dann, wenn ihre pflege- oder betreuungsbedürftigen Angehörigen in einem betreuten Setting leben, in Heimen und in betreuten Wohnmodellen.

Die ersten Schritte der Pflegereform zeigen ihre Vor- und Nachteile, die professionelle Pflegekräfte, Betreuungskräfte, pflegende Angehörige, BetreiberInnen von Einrichtungen - und letztendlich immer die pflegebedürftigen Menschen selbst betreffen.

Gelungen ist, dass das kostenlose Angehörigengespräch vom dreimaligen Termin der Inanspruchnahme auf 5 mal erhöht wird. Ebenso werden auch pflegende Angehörige von den 60,- Euro profitieren, die nun nicht mehr auf das Pflegegeld angerechnet werden. Auch die Möglichkeit, die Ersatzpflege nicht in einem Stück (von 7 Tagen) nehmen zu müssen, sondern nur mehr 3 Tage am Stück, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Um jedoch pflegenden Angehörigen möglichst individuelle Entscheidungen zu erlauben, das heißt, tageweise ohne Vorgabe von 3 Tagen, Ersatzpflege beanspruchen zu können, muss noch ausgehandelt werden.

Ein wichtiger Punkt ist und bleibt, dass bei so manchen der Unterstützungsangebote nach wie vor ein Rechtsanspruch fehlt. Erst wenn das geklärt ist, sind die pflegenden Angehörigen auch in der Lage, bei einem abweisenden Bescheid ein Rechtsmittel zu ergreifen, das juristisch ein wichtiger Bestandteil ist, um seine Interessen durchsetzen zu können.

Dass man pflegenden Angehörigen und der professionellen Pflege mit einem Bonus (gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten) helfen will, soll nicht nur einmalig sein sondern auch in Zukunft zur Verfügung gestellt werden. Weitaus besser jedoch wäre eine echte und angemessene Gehaltserhöhung für die Beschäftigten und eine echte Reform und Erhöhung des Pflegegeldes sowie die Valorisierung von finanziellen Unterstützungsformen, die oft seit Jahren auf dem gleichen Stand sind.

Es wird nicht der letzte Schritt in der Pflegereform sein, mit der das System Pflege für alle, die darin ihren Beitrag leisten, dringend notwendig ist. Um die angekündigten Schritte in die Umsetzung zu bringen, müssen alle an einem Tisch sitzen, um gehört zu werden. Das ist in einem demokratischen Prozess von großer Bedeutung, um das Wort Gleichstellung für alle nicht nur als Worthülse zu gebrauchen, sondern um zu einvernehmlichen und sozial gerechtfertigten Maßnahmen zu kommen. Die Auslösung von Verteilungskämpfen sind nie ein Mittel, um soziale Gerechtigkeit herzustellen.


 

 

 

Birgit Meinhard-Schiebel
Präsidentin der Interessengemeinschaft pflegender Angehöriger
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
 

 

DRUCK/PDF

 

 

 

 

 

 

 

 
Foto: © Kathrin Schützenauer

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.