Artikelbild Demenz- Volkskrankheit Nr.1

Aktuellen Schätzungen zufolge leben in Österreich 115.000 bis 130.000 Menschen mit irgendeiner Form der Demenz. (Quelle: Sozialministerium)
Eine aktuelle Studie zeigt auf, dass sich die Demenzfälle bis 2050 verdreifachen könnten.

In drei Jahrzehnten könnten also 153 Millionen Menschen weltweit mit Demenz leben. Das hängt vor allem mit der Alterung der Bevölkerung zusammen.

Ähnliche Beobachtungen hat das Kuratorium Wiener Pensionisten-Wohnhäuser (KWP) „Häuser zum Leben“ gemacht. Karin Eder, Direktorin des Hauses Hetzendorf und Demenzexpertin, berichtet, dass die Lebenserwartung im Vergleich zur früher tatsächlich sichtlich angestiegen ist. In ihrem Haus kann auch ein Anstieg des Durchschnittsalters der Bewohner*innen verzeichnet werden. Damit einher gehen auch zum Teil die vermehrten Demenzdiagnosen. Ebenso ziehen immer mehr Menschen dann ein, wenn sie kognitive Einschränkungen oder eine Demenzdiagnose haben, da das Verbleiben in der eigenen Wohnung ohne Unterstützung nicht mehr möglich ist.

„Umso wichtiger seien Präventionsmaßnahmen, um der Demenz entgegenzuwirken und auch das Leben von Menschen mit kognitiven Einschränkungen oder einer Demenzdiagnose lebenswerter zu machen“ so Karin Eder.

Neben einer medikamentösen Therapie, können nicht-medikamentöse Methoden dabei helfen, dass Betroffene selbstständiger agieren und grundsätzlich zufriedener und ausgeglichener wirken.  Denn das Gehirn von demenzkranken Personen arbeitet weiterhin und ist bis zum Schluss aktivierbar. Gerade die verbale Kommunikation braucht kontinuierliche Stimulation um diese Fähigkeit nicht zu schnell zu verlieren.

Neurowissenschaftliche Studien zeigen, dass die beste Art Sprache zu lernen und das Gedächtnis zu trainieren durch gleichzeitige Stimulation des Gehirns durch visuelle, auditive und haptische Reize stattfindet. Das heißt, man lernt Sprache am besten, wenn man sie sehen, hören und begreifen kann. Um diese Lernfähigkeit zu nutzen und eine einfache und unkomplizierte Lösung für Patient*in sowie Pflegekraft zu finden, hat ein Wiener Start-up, multi-sensorische Medizinprodukte für das Gedächtnistraining und die Sprachtherapie für Demenzpatient*innen, entwickelt. Ziel ist es, Menschen mit Sprach- und Gedächtnisproblemen zu helfen und ihre TherapeutInnen zu unterstützen.

Gerade für Menschen mit einer Demenzdiagnose kann dies bedeuten, dass sie auf spielerisch einfache Art und Weise ihren Sprachwortschatz länger beibehalten oder sogar manche Fähigkeiten wieder reaktivieren können.

Karin Eder berichtet von Erfolgen mit dem digitalen Demenz-Therapietool Memocorby: „Zum Beispiel konnte eine Bewohnerin der Tag.Familie im Haus Hetzendorf nach kontinuierlichem Einsatz des Memocorby die Fähigkeit zu Lesen wieder ausüben. Nach ihrer Covid-Infektion hatte sich auch ihr kognitiver Zustand verschlechtert, sie wollte mit dem Memocorby arbeiten und wir konnten aktiv eine Verbesserung feststellen. Derzeit wird für einige Bewohner*innen mit Demenz jeweils individuell ein Übungsprogramm am Memocorby zusammengestellt und die aktive Teilnahme zeigt Erfolg.“

Ebenso konnten Bewohner*innen ohne kognitive Einschränkungen das Gedächtnistraining mit dem Memocorby im Haus Hetzendorf ausprobieren und waren sehr begeistert, sodass Memocorby als regelmäßiges Angebot zum Gedächtnistraining im PensionistInnenklub des Haus Hetzendorf geplant ist.

Im PensionistInnenklub wurde der Memocorby im Rahmen des #DemenzRAUM vor Ort gemeinsam mit der Entwicklerin und Karin Eder im Jahr 2019 getestet. Damals war eine Teilnehmerin mit türkischem Migrationshintergrund so begeistert, weil sie durch das Üben mit dem Memocorby in kürzester Zeit neue Vokabel erlernen und auch durch die Bilder auf den Würfeln problemlos verstehen konnte. Das war für sie damals ein sehr prägendes positives Erlebnis.

Im Rahmen des noch derzeit laufenden Projektes im Haus Wieden, ebenfalls eines der Häuser zum Leben des Kuratoriums Wiener Pensionisten-Wohnhäuser, werden die Fähigkeiten der Bewohner*innen mit beobachtbaren und nachvollziehbaren Fakten ausgewertet. Die Bewohner*innen wurden zu Beginn, in der Mitte der Projektzeit und am Ende mit einem ausgewählten Teil des Nürnberger Altersinventars getestet. Diese Tests wurden statistisch ausgewertet. Gleichzeit erfolgt eine Dokumentation nach jeder Therapieeinheit nach vorgegeben Bereichen. Was jetzt kurz vor dem Ende des Projektes schon klar ersichtlich ist: Die Aufmerksamkeitsspanne und Schnelligkeit der teilnehmenden Bewohner*innen hat zugenommen. Die kognitiven Fähigkeiten blieben Großteiles stabil, beziehungsweise haben sie sich gefestigt und teilweise auch verbessert. Auch die eventuelle zu Beginn merkbare Scheu vor dem System wurde abgebaut. Das Arbeiten mit Memocorby ist mittlerweile ein fester Bestandteil in der Betreuung und Aktivierung der Bewohner*innen.

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