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von Markus Mattersberger

Liebe Leserinnen und Leser unserer Online-Zeitschrift „Lebensweltheim!“

Es war der 05. Oktober 2020, an dem der damalige Bundesminister Anschober den offiziellen Startschuss für eine „umfassende Pflegereform“ gegeben hat.

Dem ist bereits Monate zuvor ist die Feststellung vorausgegangen, dass bis zum Jahr 2030 rund 100.000 Pflege- und Betreuungskräfte im österreichischen System fehlen werden. Im Februar 2021 hat man unter hoher Medienpräsenz den Bericht der Taskforce Pflege präsentiert, welcher zu fünf wichtigen Themenbereichen eine Sammlung von 17 Zielen und 63 Maßnahmenpaketen darstellt. Seitdem hat es zwar einen Ministerwechsel gegeben, zum Thema Pflegereform selbst gibt es jedoch kaum Bewegung. Es wurde die rechtliche Grundlage für die im Bericht angeführte Community Nurse geschaffen und dazu sollen 150 Pilotprojekte in Österreich etabliert werden. Dass gerade dieser Schritt gesetzt wurde, mag darin begründet sein, dass er seitens der Europäischen Union durch eine entsprechende Förderung auch gut finanziert wird. Dennoch - grundsätzlich ein sicher guter Schritt, der im Gesamtkontext jedoch wohl nur ein sehr kleiner Tropfen auf dem heißen Stein sein kann. Zum ganz großen Brocken der anstehenden Personalknappheit im Pflegebereich hingegen gibt es keinerlei Bewegung. Um zum wiederholten Male auf die prekäre Situation aufmerksam zu machen, haben wir uns mittels Offenem Brief in einer sehr breiten Allianz, bestehend aus Arbeitgeberverband, Dach- und Berufsverbände sowie die Trägerorganisationen und Arbeitnehmervertretungen, an den neuen Bundesminister gewandt und einen Pflegegipfel eingefordert, um die notwendigen Reformschritte voranzutreiben. Allein das Antwortschreiben des Ministeriums an die unterfertigenden Organisationen hat mehrere Wochen auf sich warten lassen - seitdem sehen wir einer angekündigten Einladung zu einem Runden Tisch entgegen. Es bleibt zu hoffen, dass es ehestmöglich zu einem Austausch im großen Kreis mit dem Bundesminister kommt. Inzwischen kann man ja leider nicht mehr damit argumentieren, dass uns die Zeit davonläuft – das hat sie längst getan, vielmehr geht es um Schadensbegrenzung im Sinne der von uns betreuten und gepflegten Menschen! Wir werden jedenfalls alles unternehmen, damit das einstige vorrangige Projekt der Bundesregierung nicht vollends aus dem Fokus der Aufmerksamkeit gerät!

Deutlich mehr im Fokus der politischen Aufmerksamkeit ist nach wie vor die COVID-19-Pandemie. Zwar steigen auch in den Alten- und Pflegeeinrichtungen erwartungsgemäß die Infektionszahlen wieder an, so tun sie das aber sowohl auf Seiten der Bewohner*innen als auch der Mitarbeiter*innen noch in sehr überschaubarem Maße. Es muss aber alles unternommen werden, dass größere Cluster in Pflegeeinrichtungen verhindert werden – auf damit einhergehende Besuchsbeschränkungen kann wohl jeder verzichten. Inwieweit dabei der „3. Stich“ als unterstützend angesehen werden kann, haben inzwischen die Expert*innen mit einer entsprechenden Empfehlung beantwortet. Ergänzend dazu ist jedoch auch noch einiges an Überzeugungsarbeit zu leisten, um noch ungeimpfte Mitarbeiter*innen, Bewohner*innen, Angehörige und Besucher von der Sinnhaftigkeit einer Immunisierung zu überzeugen. Dabei ist nicht nur die Politik gefordert, sondern auch die Führungskräfte und Kollegschaft in den Einrichtungen. Nicht nur, dass mit der Immunisierung ein Akt der Solidarität gesetzt wird, ist es auch der naheliegendste Weg hin zu weitestgehender Normalität – inner- und außerhalb der Pflegeeinrichtungen!

Mit herzlichen Grüßen und Wünschen für Ihre Gesundheit!
Markus Mattersberger


Markus Mattersberger, MMSc MBA
Präsident Lebensweltheim Bundesverband
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