Ausbildungsstart: So fördern NQZ-Zertifiziererinnen und NQZ-Zertifizierer die Qualitätsentwicklung in Alten- und Pflegeheimen
Engagierte Menschen, die im Bereich der Pflege von älteren und betreuungsbedürftigen Menschen arbeiten, haben eines gemeinsam – das Thema Lebensqualität steht im Fokus ihres täglichen Handelns. Dabei liegt ihnen nicht nur die Weiterentwicklung etablierter Strukturen, sondern auch der Ausbau der eigenen Fähigkeiten besonders am Herzen. Mit der Ausbildung zur Zertifiziererin bzw. zum Zertifizierer für das Nationale Qualitätszertifikat für Alten- und Pflegeheime (NQZ) erhalten interessierte Führungskräfte sowie Qualitätsexpertinnen und -Qualitätsexperten die Chance, diesen Weg zu intensivieren und die Qualitätsentwicklung im Gesundheitssektor in Österreich aktiv mitzugestalten.
Nach einer pandemiebedingten Zwangspause ist es im Februar 2022 endlich soweit – die vom Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK) initiierte und finanzierte Ausbildung zur NQZ-Zertifiziererin bzw. zum NQZ-Zertifizierer startet in die fünfte Runde. Im Zuge dieser erhalten Führungskräfte aus der Pflege und Betreuung, Hausleiterinnen und Hausleiter sowie Qualitätsmanagerinnen und Qualitätsmanager, die in Organisationen der Altenarbeit tätig sind, die Möglichkeit, sich intensiv mit der aktuellen sowie zukünftigen Qualität in Alten- und Pflegeheimen auseinanderzusetzen.
„Aufgrund der demographischen Entwicklungen ist es essentiell, die Qualitätsarbeit im Bereich der Betreuung von älteren und pflegebedürftigen Menschen fortlaufend auszubauen, weiterzuentwickeln und herausragende Leistungen sowie hervorragende Qualität sichtbar zu machen. Der Wissenstransfer und die Multiplikatorinnenfunktion innerhalb der Branche sind dabei ein maßgeblich erfolgsbestimmender Faktor“, begründet Dominic Waldegger, NQZ-Beauftragter des BMSGPK, die Investition in die Ausbildung von NZQ-Zertifiziererinnen und Zertifizierern.
„Die Ausbildung markiert ein österreichweites Vorhaben, ein gemeinsames Verständnis von Qualität zu entwickeln“, betont die Geschäftsführerin des Instituts für Bildung im Gesundheitsdienst (IBG) und Veranstalterin der Ausbildung Adelheid Bruckmüller und ergänzt: „Darüber hinaus dient sie als wirkungsvolles Instrument, um Strukturen und Prozesse zu etablieren, die es ermöglichen, erkennbare Qualität angemessen zu bewerten. Die erfolgreiche Anwendung des Zertifizierungsverfahrens, das neben Vielfalt auch die organisationsspezifische Entwicklung fördert, soll weiters dazu anregen, Innovationen für das individuelle tägliche Handeln abzuleiten.“
Dass dies nicht nur ein Wunsch, sondern bereits Realität ist, bestätigt NQZ-Zertifizierer und Qualitätsmanager der Diakonie de La Tour Werner Simonitti: „Aufgrund der Erfahrungen aus der Ausbildung und den bisher absolvierten Zertifizierungen konnte ich viele neue Aspekte und Ideen in meine Organisation einbringen und den Weg des Qualitätsmanagements in unseren Häusern weiter forcieren. Das hat schlussendlich auch dazu geführt, dass ich die Stabstelle für Qualitäts-management in unserem Fachbereich übernehmen durfte und jetzt auch die Möglichkeit habe, die Qualitätsarbeit noch intensiver voranzutreiben.“ Von einem Karrieresprung nach der Ausbildung zur NQZ-Zertifiziererin berichtet auch Heim- und Pflegeleiterin des BENEVIT Sozialzentrums Alberschwende Ursula Fischer: „Im Zuge der Ausbildung habe ich viele Menschen über die Grenzen des eigenen Bundeslandes hinweg kennengelernt, was meinen Blickwinkel enorm erweitert und auch meinen Berufsalltag sowie meine Karriere bereichert hat. Schließlich erhält man als Zertifiziererin nicht nur tiefe Einblicke in das Leben der Bewohnerinnen und Bewohner, sondern auch in den Arbeitsalltag von Alten- und Pflegeheimen in ganz Österreich. Als Obfrau des Landes-verbandes der Heim- und Pflegeleitungen Vorarlbergs habe ich nun die Möglichkeit, meine Expertise auch auf Landesebene einzubringen.“
Hoher Wissenstransfer und starke Weiterentwicklung im NQZ-Netzwerk
Mit der Ausbildung zur NQZ-Zertifiziererin bzw. zum NQZ-Zertifizierer erhalten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Chance, die Qualitätsentwicklung in der Branche aktiv zu fördern, das Image der stationären Langzeitpflege sowie die Attraktivität von Alten- und Pflegeheimen als Arbeitgeberin bzw. Arbeitgeber zu stärken, Impulse für die eigene Führungs- und Qualitätsarbeit zu gewinnen und darüber hinaus das nationale Zertifizierungsverfahren mitzugestalten. Ein offenes und neugieriges Zugehen auf das NQZ ist dabei Voraussetzung.
„Ich wünsche mir, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Inputs und Übungen kritisch hinterfragen und sowohl Trainerinnen als auch Vertreterinnen und Vertreter des NQZ fordern und anregen, Dinge zu reflektieren und sich selbst und das System NQZ immer wieder auf den Prüfstand zu stellen. Wesentlich dabei ist, dass in der Ausbildung der Transfer in das praktische Tun Schritt für Schritt in homöopathischen Dosierungen erfolgt. Die Zertifiziererinnen und Zertifizierer in Ausbildung sollen sich dabei gefordert, aber nicht überfordert und auf ihre neue Aufgabe gut vorbereitet fühlen“, betont die Geschäftsführerin der NQZ-Zertifizierungseinrichtung und fachliche Begleiterin der Ausbildung Andrea Freisler-Traub.
Um die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bestmöglich auf ihre Funktion und damit verbundenen Aufgaben vorzubereiten, findet die nächste Ausbildungsrunde mit Start im Februar 2022 in Form von fünf Modulen mit spannenden Transferaufgaben, der Durchführung einer Feldstudie sowie einer Praktikumszertifizierung statt. Die Ausbildung endet im September 2022 mit einer Abschlussprüfung.
Von den Vorteilen des professionellen Zertifizierungsnetzwerkes ist auch Jakob Kabas, Geschäfts-führer des Sozialhilfeverbandes Liezen und Vorsitzender des Vereins zur Förderung der Qualität in der Betreuung älterer Menschen, überzeugt: „Alten- und Pflegeheime als Orte des Lebens haben sich in Bezug auf die menschlichen wie fachlichen Anforderungen enorm verändert und werden dies weiter tun. Die Pandemie hat uns die Grenzen des fachlich wie ethisch Vertretbaren und menschlich Möglichen verdeutlicht. Da braucht es Expertise in der Entwicklung von Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität mit einem klaren Fokus auf die Lebensqualität.“ Damit eine hohe Lebensqualität auch in Pandemie-Zeiten gewährleistet ist, wurden in das NQZ-Modell „Aspekte des Notfall- und Krisenmanagements integriert und Digitalisierungsthemen weiter in den Mittelpunkt gerückt. Auch sozialen Beziehungen sowie dem Kontakt mit Angehörigen wird eine neue Bedeutung beigemessen“, beschreibt Adelheid Bruckmüller die fortlaufenden Adaptierungen.
Qualitätsentwicklung als NQZ-Zertifiziererin bzw. NQZ-Zertifizierer aktiv mitgestalten
Um die Weiterentwicklung der Lebensqualität in Alten- und Pflegeheimen nachhaltig voran-zutreiben, ist es entscheidend, das Wissen und die Erfahrungen möglichst vieler Expertinnen und Experten der Branche zu integrieren. „In der NQZ-Ausbildung und den anschließenden Zertifizierungen ist daher vor allem die Vielfalt der Menschen eine große Bereicherung. Der umfassende Blick auf die Arbeit, der kollegiale Austausch und die Möglichkeit die unterschiedlichen Facetten der Qualität in Alten- und Pflegeheimen zu diskutieren und zu reflektieren, ist für alle Beteiligten ein starker Benefit. Die daraus entstehenden Impulse, Rückmeldungen und Anregungen der Zertifiziererinnen und Zertifizierer werden folglich vom Sozialministerium, das Initiator und Veranstalter der Ausbildung ist, nicht nur gehört, sondern häufig auch in Veränderungsprozesse integriert“, weiß Andrea Freisler-Traub als Geschäftsführerin der NQZ-Zertifizierungseinrichtung.
Die fachlich geballte Kraft, die aus der intensiven wie kritischen Auseinandersetzung mit der Qualität in Alten- und Pflegeheimen bereits in den ersten vier Ausbildungsrunden entstanden ist, hat allerdings nicht nur neue Methoden und Abläufe in Gang gesetzt, sondern vor allem auch den Blick auf die Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner weiter intensiviert. „Ich bin seit meinem 19. Lebensjahr im Pflegebereich tätig und habe mich seither stets dafür eingesetzt, dass sich die Menschen gut gepflegt und betreut fühlen. Um das Thema Pflege und Würde im Alter noch besser und wirkungsvoller leben und weiterentwickeln zu können, war die Ausbildung zum NQZ-Zertifizierer für mich ein logischer Schritt. Bereits während der Ausbildung wurde uns klar vermittelt, dass die Tätigkeit an sich, aber auch die Thematik der Zertifizierungen, ein lebendiger sich stets wandelnder Prozess ist – und das macht es auch noch ein Stück interessanter. Im Nachhinein kann ich sagen, die Ausbildung hat sich wirklich gelohnt“, berichtet Norbert Loschko, Direktor des NÖ Pflege- und Betreuungszentrums Scheibbs. Dies bestätigt auch Susanne Bauernfeind, Pflegedienstleiterin des Rudolfsheim-Fünfhaus des Wiener Gesundheitsverbundes: „Seit der Ausbildung sehe ich viele Dinge in meinem Haus und in meiner Arbeit anders. Ich reflektiere mehr und hinterfrage bei Entscheidungen stets, ob diese auch der Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner dienen. Die Tätigkeit als Zertifiziererin unterstützt dieses Vor-gehen, denn die Vor-Ort-Besuche im Rahmen der Zertifizierungen sind immer ein besonderes Erlebnis. Hier begegnet man Menschen, denen sehr viel an ihrer Tätigkeit liegt und die sich für das Wohl und die Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner tagtäglich mit hohem Engagement einsetzen. “ Und genau das ist es auch, was letztendlich zählt.
Ausbildung zur NQZ-Zertifizierin bzw. zum NQZ-Zertifizierer
Interessierte Führungskräfte aus der Pflege und Betreuung, Hausleiterinnen und Hausleiter sowie Qualitätsmanagerinnen und Qualitätsmanager haben nun die Möglichkeit, sich bis inkl. 15. Oktober 2021 für die Teilnahme an der nächsten NQZ-Ausbildung zu bewerben. Detaillierte Informationen zur Ausbildung inklusive Anforderungsprofil, finden Sie HIER.
Kontakt für Bewerbungen:
Dominic Waldegger, BA
NQZ-Beauftragter des BMSGPK
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