von Georg Benke

Neben dem bei Seniorenheimen in den letzten Monaten sehr präsenten Thema Corona, mit all den traurigen und schwierigen Begleiterscheinungen, nimmt das Thema „Klimakrise“ immer stärker Fahrt auf und hat eine sehr hohe gesellschaftliche Relevanz.

In Seniorenheimen und vergleichbaren Einrichtungen gibt es bereits viele erfolgreiche Maßnahmen, die dazu tagtäglich einen wichtigen Beitrag liefern. Insbesondere beim Einsatz von erneuerbarer Energie ist schon viel erfolgt, bespielsweise durch den Anschluss an die regionale Fernwärme.
Im Bereich der Energieeffizienz und somit der Energieeinsparung ist aber noch vieles möglich. Für das Thema Energieeffizienz fehlen im Tagesgeschäft jedoch oftmals die zeitlichen Ressourcen. Damit bleiben auch Energieeinsparungen, die im Schnitt mit 10 bis 20% der Jahresenergiekosten ausmachen, oft ungenutzt. Meist können diese mit einem geringen (finanziellen) Aufwand umgesetzt werden.

Zugegeben: Energieeffizienz ist nicht die Kernaufgabe von Seniorenheimen und die Ressourcen sind knapp. Die Rahmenbedingungen machen es aber erforderlich, sich zukünftig auch hier verstärkt Schwerpunkte zu setzen.

Es ist davon auszugehen, dass die Energiekosten steigen. Für 2022 ist auch in Österreich die Einführung einer CO2-Abgabe vorgesehen, wobei dies Auswirkungen auf alle Energieträger haben wird. Zudem sind gerade in der letzten Zeit Signale zum Ausstieg aus Gas und Öl sehr konkret geworden. Der weitere Ausbau der Stromerzeugung mit Photovoltaik und Wind muss zudem auch finanziert werden.

Zukünftig müssen auch größere Heimbetreiber ein Energieaudit erstellen

Das neue Energieeffizienzgesetz, welches demnächst in Begutachtung geht, wird auch für Senioreneinrichtungen mehr Bedeutung bekommen. Waren bisher die meisten Sozialverbände aufgrund ihres öffentlich-rechtlichen Status von der Erstellung eines Energieaudits ausgenommen, müssen diese nunmehr auch ab 250 Beschäftigten alle vier Jahre im Rahmen eines zu erstellendes Energieaudits eine Bilanz über den Energie-verbrauch legen und dabei Maßnahmen zur Verbrauchsreduktion identifizieren. Ebenso muss dargelegt werden, welche Maßnahmen in den letzten 4 Jahren im Bereich der Energieeffizienz gesetzt wurden. Dabei sind nicht nur der Strom- und Wärmeeinsatz für die Gebäude im Blickpunkt, sondern zum Beispiel auch der Treibstoff der Fahrzeuge für Hausbesuche (z.B. Heimhilfe). Somit ist dies nicht mit dem Energie- oder Gebäudeausweis zu verwechseln. Auch wenn derzeit noch kein sofortiger Handlungsbedarf besteht (das Gesetz kommt erst in Begutachtung), können jetzt schon Schritte gesetzt werden, um dieses Instrument zukünftig erfolgreich zu nutzen.

Als Gebäudeverwalter bekommt man durch ein Energieaudit – egal ob es gesetzlich vorgeschrieben ist, oder freiwillig durchgeführt wird - ein Experten-Gutachten, in welchen Bereichen Energiemaßnahmen sinnvoll sind. Um hier möglichst erfolgreich zu sein, sollte man im Vorfeld eines sogenannten “Audits” auch konkrete Erwartungen an das Audit haben und in der Lage sein, die erforderlichen (Energie-)Daten zur Verfügung stellen zu können. Eine gründliche Vorbereitung auf ein Audit, um dann das Beste aus der gegebenen Situation herauszuholen, zahlt sich immer aus.

Kennwerte für den Energieverbrauch

Im Rahmen des Energieeffizienzprogramms für Wiener Heime und Gesundheitseinrichtungen hat e7 in den letzten Jahren einen Grundstamm an Energieverbrauchsdaten von Seniorenheimen aufgebaut und kann so schon einmal eine Grundlage für eine Erstbeurteilung liefern.
In Österreich liegt der Stromverbrauch von Seniorenheimen bei ca. 3.600 kWh bis 3.800 kWh pro Jahr und BewohnerIn, wobei es auch einzelne Heime gibt, deren Stromverbrauch über 6.000 kWh liegt. Im Vergleich dazu liegt der Durchschnittswert in Deutschland bei ca. 3.000 kWh pro Jahr und BewohnerIn. Diese hohe Differenz ist nicht so ganz klar - eventuell ist in Österreich eine höhere Service- und Ausstattungsqualität gegeben. 

Beim Wärmeverbrauch geht man von einem Durchschnittsverbrauch von 5.900 kWh pro Jahr und BewohnerIn aus, wobei hier die Streuung noch größer ist, da Energieträger, Gebäudezustand und Heizungsalter den Verbrauch stark beeinflussen können.

  Durchschnitt Min-Wert Max-Wert
  [kWh/ Bewohner] [kWh/ Bewohner] [kWh/ Bewohner]
Heizen 5.850 3.200 13.200
Strom 3.720 2.720 6.200
Summe 9.200 7.100 17.100

Tabelle 1: Spezifischer Energieverbrauch [ kWh/ BewohnerIn] von Seniorenheimen in Österreich (Quelle: e7)

Umgerechnet bedeutet diese Energienachfrage jährliche Energiekosten von ca. € 950,- bis € 1060,- pro Jahr und Heimplatz. Heime, die Energieausgaben in dieser Bandbreite haben, liegen im Durchschnittsbereich. Ein wirtschaftliches Einsparungspotenzial von 10-20% der Energiekosten ist hier sehr wahrscheinlich.

e7 rät Heimträgern die Verbrauchswerte ihrer Heime aktiv miteinander zu vergleichen, um damit stärker auf Best Practice Projekte aus dem eigenen Gebäudebestand aufmerksam machen zu können und sich gegebenenfalls an diesen zu orientieren. Was ist in diesen Gebäuden anders als in anderen? Kann man für die anderen Heime ein energiesparendes Verhalten ableiten?

Alternativ kann man sich auch mit e7 in Verbindung setzen. e7 bietet derzeit im Zusammenhang mit dem Energieeffizienzprogramms für Wiener Heime und Gesundheitseinrichtungen ein kostenloses Benchmarking an. Bei Anfrage erhält man eine Exceldatei zum Ausfüllen der eigenen Energiedaten sowie Zusatzinformationen. Sobald Daten von 15 Heimen zur Verfügung stehen, erhalten alle TeilnehmerInnen kostenfrei eine Auswertung über ihre Situation im Vergleich mit den anderen anonymisierten Häusern. Die Ergebnisse werden selbstverständlich auch dem Bundesverband – natürlich ebenfalls anonymisiert - zur Verfügung gestellt. Interessierte wenden sich dazu per E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.  

Erste Schritte mit der Stromverbrauchsanalyse

Eine sehr rasche und kostengünstige Variante zur Eruierung von Einsparpotenzialen ist die Stromverbrauchsanalyse. Dabei wird das Stromverbrauchsprofil, welches den Stromverbrauch alle 15 Minuten aufzeichnet und Heimen von ihrem Netzlieferanten einmal pro Jahr kostenlos zur Verfügung gestellt wird, analysiert. Durch die hohe Auflösung in 15 Minuten-Intervallen zeigt sich, wie das Haus „tickt“ – fast vergleichbar mit einem EKG des menschlichen Körpers. Der Vorteil dieses Verfahren ist, dass dazu keine Vorortbegehung erforderlich ist, was vor allem während der Corona-Krise ein Vorteil war. Gleichzeitig fallen auch keine Kosten für die Datenbeschaffung an. 2020 hat e7 im Rahmen des Energieeffizienzprogramms für Heime und Gesundheitseinrichtungen in Wien eine Stromverbrauchsanalyse für einen österreichischen Heimbetreiber durchgeführt und dabei zehn Heime mit einem Gesamtverbrauch von über 4 GWh (entspricht ca. € 430.000,- pro Jahr) analysiert und verglichen. Das dabei gefundene Effizienzpotenzial lag bei fast über 11% (€ 45.000,-).
Interessierten wird diese Art der Analyse in einem WEBINAR (siehe Kasten rechts) am 7. September vorgestellt.



Bild 1:  Höhe der Maximal- und Minimalleistung (kW) je Woche in einem Seniorenheim (Quelle: e7 Lastganganalyse)


Welche Schritte kann man jetzt schon setzen?


Jedes Energieeffizienzbemühen startet mit einer guten Datenbasis. Das bedeutet in der Praxis, am besten mit einer Energiebuchhaltung zu beginnen, die die wichtigsten Verbrauchswerte erfasst. Die Erfassung sollte dabei nicht einmal monatlich erfolgen (da alleine durch die unterschiedlichen Monatslängen eine Energieverbrauchsschwankung von bis zu 10% vorhanden ist), sondern besser wöchentlich oder alle vier Wochen. Dafür zuständig müssen nicht zwingend die TechnikerInnen vor Ort sein. Ebenso können dies interessierte MitarbeiterInnen sein, denen Klimaschutz ein Anliegen ist und die gerne Messwerte aufbereiten und mit Zahlen spielen.

Aber unabhängig davon: Starten Sie.      

DI Dr Georg Benke
e7 energy innovation & engineering
Ingenieurbüro für Energie- und Umwelttechnik
Leiter Bereich Energiewirtschaft
T: +43 1  907 80 26 - 57
M: +43 676 789 21 57
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
www.e-sieben.at


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