Artikelbild Weil es die Sorge ist und nicht die Pflicht

von Birgit Meinhard-Schiebel

Pflegende Angehörige und Zugehörige haben in diesem Jahr der Pandemie eine Achterbahn der Gefühle erlebt.
Von einem Tag zum anderen –  und das sehr oft mehrmals die Woche – die pflegebedürftigen Angehörigen in einem der SeniorInnenhäuser oder Pflegewohnheimen nicht mehr besuchen zu können, war wie ein Donnerschlag im März 2020 über sie hereingebrochen.

Alles, was bis dahin zur sogenannten Normalität gehört hat, oft genug auch neben der Freude Stress ausgelöst hat, wenn der Alltag von Beruf, Familie daheim und vielem anderen geprägt war, war plötzlich streng getrennt. Die Türen blieben geschlossen. Dass das zum Schutz vor einer Infektion sinnvoll war und wichtig, um möglichst viele Menschen vor einer Erkrankung zu bewahren, war zwar verstandesmäßig verständlich, aber das Gefühl, plötzlich der Freiheit der Möglichkeiten beraubt zu sein, das musste erstmal verdaut werden.

In den Monaten danach kam es zu oft mühsamen Verhandlungen auf allen Ebenen, wie viel an Öffnungsschritten möglich ist, welche neue Formen des Zusammenseins in einem Haus zu schaffen waren und wie es den Betroffenen auf allen Seiten damit ging. Die langen Monate haben ihre Spuren gezeigt. Einerseits wurde so manches in den Alltag aller integriert, andererseits wurden immer wieder konflikthafte Situationen bewältigt.

Jetzt, mit den gemachten Erfahrungen, mit den Bemühungen, das epidemiologische Geschehen halbwegs in den Griff zu bekommen, ist einiges gelungen. Weil die VerhandlerInnen auf allen Seiten darum gekämpft haben, die „sozialen Kontakte“, die lebensnotwendig sind, so gut wie möglich zu ermöglichen.

Dass wir noch nicht am Ende des Weges angelangt sind und darauf hoffen können, dass demnächst alle Türen wieder jederzeit offen stehen, ist ein Faktum. Umso mehr braucht es die Möglichkeit, Einrichtungen zu schützen und die Menschen, die in ihnen leben, und andererseits den pflegenden Angehörigen und Zugehörigen, die getestet sind und alle hygienischen Maßnahmen einhalten, wieder das Treffen so gut wie möglich im Haus zu sichern. Die unendliche Geduld, die von allen dabei gefordert wird, wird noch eine Weile gebraucht. Aber mit der Hoffnung und dem Blick darauf, dass auch diese Zeit gut überwunden wird. Die Lebenswelt Heim wird sich nach wie vor den Anliegen und Wünschen aller Beteiligten – BewohnerInnen, Angehörigen und Pflegekräften – widmen und ihnen zur Seite stehen. Nur gemeinsam schaffen wir alle es, durchzuhalten.

 

 

 

Birgit Meinhard-Schiebel
Präsidentin der Interessengemeinschaft pflegender Angehöriger
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