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von Markus Mattersberger

Geschätzte Leserinnen und Leser der „Lebensweltheim“!

In den vergangenen Tagen ist für den Bundesverband Lebenswelt Heim sowie für viele Kolleginnen und Kollegen in den meisten Bundesländer, für einen Moment die Welt stehen geblieben, hat sich so manch Wichtiges relativiert, mussten Probleme einer Lösung harren.

Am 12. September 2020 ist der Vizepräsident des Bundesverbandes Lebenswelt Heim – Josef Berghofer, MBA für uns alle unerwartet verstorben. Mit ihm verlieren wir nicht nur einen wertvollen Kollegen, sondern vor allem einen Freund, Wegbegleiter und in vielen Belangen auch Wegbereiter. Mit Josef Berghofer verlieren wir einen der ganz Großen! Du wirst uns allen unvergessen bleiben – ruhe in Frieden!

Inzwischen hat sich die Welt begonnen wieder schneller zu drehen und gewinnen wieder Themen an Gewicht, die wir gerne für eine kurze Weile ablegten. So haben wir nach sehr herausfordernden Krisenmonaten durch COVID-19 mit dem Sommer nicht nur eine Phase der Erholung, sondern vorweg einer massiven Erschöpfung bei vielen KollegInnen der Pflegeeinrichtungen erlebt. Doch anstatt einer Eindämmung der Pandemie erleben wir aktuell wieder eine gegenläufige Entwicklung. Aktuell steigen nicht nur in Österreich die Infektionszahlen, sondern es ist ein weltweiter Anstieg zu verzeichnen. Bedeutet das somit: „nach der Krise ist vor der Krise“?

Nein, die Krise haben wir hinter uns gelassen – was jedoch geblieben ist, ist die Pandemie! Wir werden lernen, mit COVID-19 zu leben – so wie wir gelernt haben, mit anderen Erkrankungen, wie Influenza oder AIDS, auch zu leben. Unsere Aufgabe als Gesundheits- und Sozialeinrichtungen, Politik, aber auch Gesellschaft wird es sein, uns entsprechend den Gegebenheiten auszurichten, die Situation entsprechend zu managen und zu einer Normalität zurück zu kehren – und ja, die wird anders aussehen.

Aber wir sollten auch versuchen, die Chancen zu erkennen und zu nutzen, die uns diese Herausforderung aufgezeigt hat. Dazu ein Beispiel: in den letzten Jahren verzeichneten wir jährlich teilweise mehrere tausend Todesfälle, die mit Influenza assoziiert waren. Dennoch war die Durchimpfungsrate gegen Influenza in der Gesellschaft verschwindend gering. So wurden in den Vorjahren mehrere tausend Impfdosen vernichtet, weil die Nachfrage fehlte. Wie es aktuell aussieht, wird die Pharmabranche dieses Jahr nicht annähernd in der Lage sein, die Nachfrage nach Influenzaschutzimpfungsdosen zu decken. Dabei ist dieses Problem durchaus erklärbar – durch die geringe Nachfrage der Vorjahre gab es seitens der Industrie keinen Anreiz, Strukturen aufzubauen, die nun eine höhere Produktivität ermöglichen würden.  

In absehbarer Zeit – und ich denke dabei eher an ein Jahr, als an wenige Monate – werden uns auch Impfstoffe gegen SARS-CoV-2 zur Verfügung stehen. Vielleicht gelingt es uns, einer doch vorhandenen allgemeinen Impfskepsis sachlich zu begegnen, diese zumindest einzudämmen und vermeidbare Todesfälle zu reduzieren.

Zum Abschluss noch ein hoffnungsvoller Ausblick: die Pflegereform kommt nun in die Gänge und es werden erste Pflöcke eingeschlagen. Dabei gilt es einerseits für drängende Themen, wie die angespannte Personalsituation, rasch nachhaltige und tragfähige Lösungen zu finden. Andererseits sollte zumindest der Anspruch erfüllt werden, dass die Pflegereform auch ihren Namen verdient – dazu wäre es ratsam, eine erstrebenswerte Vision zu erarbeiten, zu der sich auch die Länder bekennen. Alles andere wäre zwar vielleicht ein durchaus motiviertes Drauflosmarschieren, wenn aber das Ziel nicht wirklich klar ist, könnte man sich allerdings auch rasch irgendwo verlaufen. Zudem wäre es wertvoll, dass eine festgelegte Strategie auch für kommende Regierungen verbindlich ist, um nicht bei jedem Wechsel der handelnden Personen bei Null beginnen zu müssen – aber das wäre jetzt wohl schon ein Stück zu visionär?! Jedenfalls wünsche ich uns allen – im Sinne unserer pflege- und betreuungsbedürftigen Menschen der jetzigen und künftigen Generationen - viel Erfolg für diese große Aufgabe!

Ihr
Markus Mattersberger


Markus Mattersberger, MMSc MBA
Präsident Lebensweltheim Bundesverband
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