Artikelbild Der lange Marsch durch die Covid-Zeiten

von Birgit Meinhard-Schiebel
 
Was im ersten Schock im März zum Stillstand geführt hat, danach zu einem Versuch, in die „neue Normalität“ zu kommen,

zeigt sich jetzt als Beginn eines langen Marsches.

Für pflegende Angehörige und Zugehörige ein Langstreckenlauf, für Heimeinrichtungen und ihre MitarbeiterInnen, dessen Ziel wo liegt?

Tage und Monate liegen hinter uns allen. Hinter Menschen, die in Heimen und Betreuungseinrichtungen leben, hinter pflegenden Angehörigen und Zugehörigen, die daheim pflegen. Vieles ist gelungen, durch Umsicht, durch Vorsicht, durch Verantwortungsbewusstsein aller Beteiligten. Manches ist zum Problem geworden, wenn Unsicherheiten und Unklarheiten, was sein kann, was sein darf, Wellen geschlagen hat.

Heute, Monate später, wurden einige Fragen geklärt, auf juristischer Ebene, auf gesetzlicher Ebene, durch Verordnungen, durch Erlässe, durch Kommunikation zwischen allen Beteiligten. Das Gefühl, es könnte doch Sicherheit geben im „was darf sein“, „was geht nicht, aber hat einen berechtigten Grund“ hat zaghaft Platz gefunden.

Die nächste Herausforderung steht vor der Tür. Die Pandemie ist nicht vorbei. Sie läuft weiter, in Wellen, ihr Ende ist nicht in greifbarer Sicht, aber es gibt eine Hoffnung. Damit wir alle damit leben lernen, nicht nur zu hoffen, sondern auch mit der Zeit dahin umgehen zu lernen, braucht es Wissen auf vielen Ebenen, braucht es Verständnis für die Gefühle, die uns alle begleiten dabei, braucht es psychosoziale Unterstützung, wenn die Unsicherheiten uns verunsichern. Es braucht Verständnis für Ungeduld, für Wünsche und für Möglichkeiten. Menschen, die in Heimen leben, brauchen das Gefühl, an einem sicheren Ort zu leben, in ihren Wünschen und Sehnsüchten verstanden zu werden. Menschen, die pflegende Angehörige sind, brauchen Verständnis für ihre Fragen und Forderungen, auch wenn sie oft genug nicht sofort oder kaum erfüllbar sind, um die Sicherheit einer Einrichtung nicht zu gefährden. Menschen, die daheim pflegen, brauchen die Sicherheit, dass sie sich auf mobile Unterstützung verlassen können, dass sie nicht allein gelassen werden, dass ihr soziales Umfeld sich nicht auflöst.

Es ist ein langer Weg, den wir gehen werden und er wird nicht leicht. Aber wir haben die Chance, dass wir in den Monaten gelernt haben, wie wir mit einem unvorstellbaren Ereignis zurechtkommen können - so schwer es auch sein mag. Wir lassen einander nicht allein.


Birgit Meinhard-Schiebel
Präsidentin der Interessengemeinschaft pflegender Angehöriger
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