Artikelbild Therapiegärten für dementiell erkrankte Personen in stationären Einrichtungen

von Sonja Kitzmüller

Eine Analyse von Kriterien, die zur Entlastung der Pflege beitragen

Es ist ein Faktum, dass die Zahl der Menschen mit einer dementiellen Erkrankung in Alten- und Pflegeheimen steigt und dass derzeit keine Aussicht auf Heilung besteht.

Das macht es notwendig, innovative Konzepte für den Pflegealltag zu integrieren, die die Betroffenen in ihrer Entwicklung fördern und dabei unterstützen, die nachlassenden Fähigkeiten so lange wie möglich zu erhalten. Dies erfordert einen hohen zeitlichen Aufwand für die Pflegekräfte. Doch die Ressourcen beim Pflegepersonal sind bekanntermaßen knapp.

Ein Garten wirkt aus sich selbst heraus gesundheitsfördernd und bietet viele Freiräume und Möglichkeiten, die in den Räumlichkeiten eines Alten- und Pflegeheimes nicht möglich sind. Er steigert die Lebensqualität der Bewohner*innen und bietet ein breites Wirkungsspektrum durch verschiedenste Gestaltungsmöglichkeiten. Zudem ist ein Garten über die Sinne erlebbar. Gerade dies macht ihn für die Gruppe der dementiell erkrankten Bewohner*innen besonders bedeutsam, weil deren Sinneswahrnehmung durch den fortschreitenden Verlust des Gedächtnisses zunimmt.

Viele Einrichtungen haben aus diesem Grund bereits einen Therapiegarten für dementiell erkrankte Bewohner*innen implementiert, andere Häuser würden gerne einen anlegen. Aufgrund des allgemeinen Interesses der Fachwelt an Therapiegärten untersuchte die Bachelorarbeit daher, welche Kriterien dazu führen, dass sich ein Therapiegarten auch tatsächlich entlastend auf die Betreuungs- und Pflegekräfte auswirkt.

Es wurde zunächst aufgearbeitet, welche Beschreibungen bzw. Anforderungen an Therapiegärten die Literatur formuliert. Die Fachliteratur stellt die begleitende Therapiearbeit stark in den Vordergrund. Der Fokus der Praxis stellte die zweite Säule der Arbeit dar: Anhand von 6 qualitativen Interviews mit Führungskräften aus Alten- und Pflegeheimen wurde analysiert, wie die Nutzung in der Praxis stattfindet und welche Aspekte sich dabei als entlastend für die Pflege darstellen.

Dabei zeigte sich, dass nicht eine Vielzahl an unterschiedlichen Gestaltungselementen oder eine besonders durchdachte Bepflanzung zur Entlastung beitragen, sondern eine ausreichende Sicherung des Geländes, eine möglichst ausschließliche Anbindung des Therapiegartens an einen oder mehrere Wohnbereiche bzw. die Lage generell. In allen befragten Alten- und Pflegeheimen wurde als weiteres Kriterium die Möglichkeit zur freien Bewegung und die Chance auf selbständige Beschäftigungsmöglichkeiten durch die Bewohner*innen genannt. Mehrfach wurde darauf hingewiesen, dass es nicht förderlich ist, wenn externe Personen den Garten mitnutzen, was jedoch öfters aus Fördergründen ins Auge gefasst wird. Positiv erwähnt wurde allerdings die Möglichkeit einer Mehrgenerationennutzung, insbesondere dann, wenn im Haus eine eigene Kinderbetreuung angesiedelt ist. Des weiteren wurde seitens der Interviewten empfohlen, bei der Neuschaffung eines Therapiegartens bereits in der Vorprojektphase die Personalkapazitäten und auch das Expert*innenwissen des Pflegepersonals in die Planung und Zielformulierung miteinzubeziehen.

Auch durch das Beachten der Möglichkeiten und Grenzen der näheren Umgebung kann ein Therapiegarten optimiert werden. So wertet ein bestehender Baumbestand eine Anlage enorm auf und es empfiehlt sich, solche Gegebenheiten in die Planung mit einzubeziehen. Bäume stellen nicht nur natürliche Orientierungshilfen für die Bewohner*innen dar, sondern sind auch ein anziehender Treffpunkt im Garten und geben zugleich eine natürliche Beschattungsquelle ab. Beschattete Plätze bzw. Ruhezonen sind generell ein wichtiges Thema, auf das in der Planungsphase immer wieder vergessen wird.

Zusammenfassend war es das Anliegen der Bachelorarbeit, die bisher eher getrennten Perspektiven der Gartenplaner einerseits und der Pflege andererseits zusammenzuführen um Außenräume in Alten- und Pflegeheimen sowohl im Sinne der Bewohner*innen als auch des Personals gewinnbringend zu gestalten.

Sonja Kitzmüller, BA verfasste die Bachelorarbeit im Studiengang Sozial- und Verwaltungsmanagement an der FH Linz.



 

 

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©Fotos: Sonja Kitzmüller

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