Artikelbild Der große Kampf um Pflegekräfte

von Jutta Perfahl-Strilka

Digitalisierung als einzige Antwort auf den Fachkräftemangel in Pflege und IT

Oft trifft es uns aus heiterem Himmel: Wenn Angehörige zu Pflegefällen werden, sind wir gezwungen, uns mit bisher erfolgreich Verdrängtem zu beschäftigen – dem Thema Langzeitpflege.

Es braucht eine konkrete Maßnahmenplanung, um die großen aktuellen Schwachstellen in den Griff zu bekommen.

Was ist zu tun? Die Antwort lautet: Digitalisierung! Alle gesundheitspolitischen Player – Regierung, Krankenkassen und Leistungserbringer – müssen die nächsten Schritte jetzt in Angriff nehmen, damit die Versicherten, deren Angehörige und das Gesundheitswesen vom Technologiefortschritt profitieren.

Digitalisierung hat einen maßgeblichen Einfluss auf die Weiterentwicklung, Finanzierung und Verbesserung der aktuellen und zukünftigen Situation. Vom Einsatz digitaler Technologien profitiert das Gesundheitssystem doppelt: durch steigende Effizienz und sinkende Ressourcenknappheit.

Innovative Modelle, intuitive Tools und Gadgets machen das Leben in Pflege und Betreuung für alle Beteiligten leichter. Hier zu investieren, mildert zumindest einen Teil des Notstands.

Ernüchternde Prognose
Die österreichische Gesamtbevölkerung wird bis 2030 um 6 % wachsen und gleichzeitig die Anzahl der Menschen ab 75 um rund 25 % steigen, am stärksten in der Altersgruppe zwischen 85 und 89 Jahren.

 

Quelle: Statistik Austria 2018; Darstellung GÖG

Bis 2030 bedarf es also zusätzlich ca. 72 900 Pflegekräfte (Pflegebedarfsprognose, BMASK). Beim Blick über unsere Grenzen nach Europa multiplizieren wir 72 900 x 10 für Deutschland, x 8 für Frankreich, x 6 für Italien usw.

Wird es möglich sein, ein Umfeld und eine Infrastruktur zur Verfügung stellen, die dieses erschreckende Zukunftsszenario in den Griff bekommt?

Klares Ziel ist das Ansprechen künftiger Pflegekräfte durch ein attraktives Arbeitsumfeld. So können diese ihrer Berufung – zu pflegen – nachgehen. Wichtig dafür ist ein durchdachtes Employer Branding:

Die Relevanz von „Digitalisierung“ für die Wahl des Arbeitgebers –
der Anspruch der Arbeitnehmer:innen
Personen, die sich für den Pflegeberuf entscheiden, wollen etwas bewirken, in dem sie wertvolle Zeit mit ihren Klient:innen verbringen. Stundenlang Berichte einpflegen wollen sie sicher nicht. Privat nützen wir Apps zum Planen, Einkaufen, Dokumentieren – die „Jungen“ möchten das auch in der Job- Infrastruktur. Digital Natives erwarten eine moderne, intuitive Software und mobile Apps. Bieten Sie diese an, werden Sie als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen.

Kriterien für einen attraktiven Arbeitgeber im Pflegesektor
Trotz Personalmangels müssen es Arbeitgeber Mitarbeitern:innen ermöglichen, ihren Job gut und erfolgreich zu tun. Daher gehört zum Employer Branding auch das ständige interne Unterstützen des Teams. So gelingt gemeinsam eine schöne und langfristige Beziehung.
Arbeitgeber sorgen für Erfolgserlebnisse und Weiterentwicklung ihrer Pflegekräfte. Dazu gehören eine IT-Landschaft, die die Arbeit erleichtert und nicht erschwert, sowie spannende Arbeitsplätze für potenzielle IT-Mitarbeiter:innen. Investieren Sie in Hard- und Software, mit der es Spaß macht, die Pflege in die Zukunft zu entwickeln.

Für die Pflegkräfte und IT/Admin-Mitarbeiter:innen der sehr nahen Zukunft ist es also kein Nice-to have mehr, die Vorteile der Digitalisierung zu nutzen, sondern ein Muss.

Communication is the key

Viel Umdenken und Weiterentwicklung sind nötig für eine Arbeits- und Lebensumgebung, die mehr ist als nur akzeptabel. Erster Schritt: eine funktionierende Kommunikation. Sie vereinfacht die Integration aller Beteiligten im Pflegeprozess.

Mit einer sicheren elektronischen Kommunikation zwischen Pflegedienstleistern, Angehörigen und Klient:innen hat hier unsere finnische Schwesterfirma Fastroi bereits neue digitale Maßstäbe gesetzt. Wer wissen will, wie es den Angehörigen geht, erhält über eine gemeinsame digitale Plattform aktuelle Mess- und Vitalwerte und somit einen Überblick über Gesundheitszustand und Wohlbefinden. Videotelefonie via Pad erspart langes Warten am Telefon und erhält so den wichtigen laufenden, persönlichen Kontakt, der vor Vereinsamung und Depression schützt. Relevante Infos werden von den Pflegekräften oder den Angehörigen unkompliziert in der Plattform eingetragen, ohne Datenverlust durch fehlende Informationsweitergabe. Das fördert Transparenz und Vertrauen zwischen Pflegekräften und Angehörigen.

So liegt die Kommunikationsverantwortung nicht mehr ausschließlich beim Pflegepersonal, sondern bei allen, die mitentscheiden.

Vernetzung statt Einzelaktivitäten

Auch das österreichische Forschungsprojekt „Linked Care“ – gestartet von der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG), geleitet vom FH Campus Wien und entwickelt unter der Leitung von myneva – beschäftigt sich mit übergreifender Kommunikation.



Ziel des Projekts ist die effiziente, sichere und niederschwellige Zusammenarbeit der Pflege-kräfte mit den Klient:innen, deren Angehörigen, Ärzt:innen, Therapeut:innen und Apothe-ken. Wichtig dabei sind einfache Bedienung und ein hoher Grad an Automation. Momentan ist der Austausch häufig noch geprägt von einem unübersichtlichen Mix aus Fax, Rezept, E-Mail und Telefon. Die digitale Lösung erspart älteren Personen z.B. das Abholen von Rezep-ten beim Arzt und löst die veraltete Faxkommunikation zwischen Ärzt:innen und Apotheken ab. Alle Daten werden in der Cloud gesammelt, Schnittstellen integriert und je nach Berech-tigung Einsicht und Bearbeitung gewährt.
Vereinfachte interdisziplinäre Zusammenarbeit und innovative Arbeitsprozesse bedeuten für alle Betreuungspersonen eine enorme Zeitersparnis und verhindern unnötige Fehler. Für uns und die Angehörigen bringt Linked Care die Möglichkeit zur aktiven Einbindung in den Betreuungsprozess und die Mit-Planbarkeit.

 

Damit könnte Österreich europaweit zum Vorreiter in der digitalen Information und Kommunikation in der mobilen Pflege und Betreuung werden. Aber nur dann, wenn die Finanzverantwortlichen dieser Projekte die nötigen Mittel dafür in die Hand nehmen und Politiker:innen in ganz Europa dieses brisante Thema nicht mehr totschweigen. 

Digitale Tools – von Smart Homes zu Smart Heimen

Stringente Kommunikation ist das eine, ein lebenswertes Leben als Pflegebedürftige:r etwas anderes. Hier wird der Einsatz digitaler Tools zum Gamechanger.



Ein Paper der Oö. Zukunftsakademie zum Thema Smarte Technologien lässt hoffen: Um das Pflegepersonal bei Routineaufgaben zu entlasten und somit stärker für die Bewohner:innen freizuspielen, wird Künstliche Intelligenz (KI) im Pflegebereich zum Einsatz kommen müssen. Sie schützt Pflegekräfte vor einem Burn-out oder gar Berufswechsel.

Zum Beispiel unterstützt eine KI-basierte Spracherfassung Pflegekräfte bei der Dokumenta-tion oder Lagesensoren intelligenter Pflaster warnen vor Wundliegen oder akuten Gesund-heitsgefahren. Dank integrierter Sensoren erkennen und analysieren intelligente Fußböden Position und Bewegungsverhalten von Personen, was zu mehr Sicherheit und Komfort führt. Dazu gehört auch das automatische Einschalten des Lichts, sobald jemand nachts im Zim-mer den Boden betritt oder das Auslösen des Notrufs, falls jemand stürzt. Das alles ist keine Fiktion, sondern bei Übernahme der Kosten zum Einsatz bereit.

Eine Vielzahl von digitalen Tools wird gerade entwickelt oder steht schon im Einsatz, angefangen vom intelligenten Becher, der Trinkprotokolle überflüssig macht, über Tablettenspender, die durch Alarm und Lichtsignale an die Einnahme erinnern, bis zu Vitalwerte-Tracking, das gesundheitliche Probleme vorhersagen kann und rechtzeitig alarmiert.

Diese Entwicklungen lassen hoffen. Da das aber nicht reicht, wurde in den letzten Jahren umfassend an guten Systemen gearbeitet, die allen in der Pflege Arbeitenden eine bessere Perspektive bieten.
Wir alle müssen Verantwortung übernehmen und den digitalen Lösungen Budget und Aufmerksamkeit schenken, um eine Zukunft der Pflege überhaupt zu ermöglichen.

 

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Name und Wohnort
Mag. Jutta Perfahl-Strilka – Wien

Ich bin 
   
Managing Director myneva Austria & CMO myneva group.

Ich habe

Begeisterung für Wachstum und Chancen.
 
Ich stehe
als „Customer Enthusiast“ für eine fokussierte, outcome-orientierte Unternehmung.
 
Ich mag
Inspiration.

Mit 80
bin ich einfach nur glücklich.

Website

www.myneva.eu

 

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