von Barbara Handl
Die diesjährige Fachtagung der NÖ ARGE für Pflege und Betreuung fand am 12.10.2022 zur Thematik assistierter Suizid unter dem Titel „JA zum Leben <-> JA zum Sterben?“ im Landtagssitzungssaal in St. Pölten statt.
Fünf ReferentInnen konnten als Vortragende gewonnen werden, welche die Auswirkungen des mit dem Jahr 2022 in Kraft getretenen Sterbeverfügungsgesetzes, aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchteten und den knapp 300 TeilnehmerInnen wertvolle Inputs mitgegeben haben.
Der Theologie und Psychotherapeut Prof. Dr. Arnold Mettnitzer unterstrich in seinem Vortrag „Die Kunst des Alterns – Was wir von der Wiege bis zum Grabe voneinander lernen können“, dass Begeisterung bzw. die Begeisterungsfähigkeit bis zum letzten Atemzug möglich ist. Es kommt nur darauf an, welche Dinge einen Staunen lassen. Sich jung zu fühlen hat nichts mit dem Alter, sondern vielmehr mit der Leidenschaft des Herzens zu tun. Die kindliche Neugier sollte deshalb nie aus den Augen verloren und das eigene Tun im Alltag/Job als Beihilfe zum Leben verstanden werden.
OA Dr. Dietmar Weixler, MSc, Facharzt für Anästhesie und Intensivmedizin sowie Leiter des Palliativteams am LK Horn, der gleichsam auch die Funktion des Präsidenten der Österreichischen Palliativgesellschaft bekleidet, referierte zum Thema „Der assistierte Suizid – Gedanken aus dem Blickwinkel der Palliativversorgung“. Er führte unter anderem aus, was MAID (Medical Assistance In Dying) für PatientInnen, das Personal sowie die ÄrztInnen-PatientInnenbeziehung bedeutet. Klare Leitlinien, ein Positionspapier ebenso wie Orientierungshilfen von Seiten des jeweiligen Rechtsträgers, sind demnach unumgänglich.
Mit der Plattform ASCIRS (www.ascirs.at) wurde von Seiten der OPG ein Berichts- und Lernsystem ins Leben gerufen, um einerseits mehr über die Praxis der Suizidbeihilfe in Österreich zu erfahren und um andererseits aus den Beobachtungen und Erfahrungen der Beteiligten zu lernen.
In seinem Vortrag „Assistierter Suizid – Rechtliche und ethische Analyse zum neuen Sterbeverfügungsgesetz“ hat der Jurist und Ethikberater im Gesundheitswesen, Dr. Michael Halmich LL.M., das neue Gesetz verständlich aufbereitet präsentiert. Er führte zum einen aus, wer prinzipiell straffrei Suizidassistenz in Anspruch nehmen darf und was in diesem Zusammenhang die Grundvoraussetzungen sind. Zum anderen wurde das „Prozedere“ anhand der vier vorgesehenen Stufen (ärztlicher Part, juristischer Part, öffentliche Apotheke und Sterbeort) näher ausgeführt. Wenngleich Pflegepersonen im Sterbeverfügungsgesetz formal nicht vorkommen, wurden dennoch mögliche „Einsatz“-Felder skizziert, ebenso wurden etwaige Fallstricke aufgezeigt.
Der Vortrag „Auswirkungen der neuen Gesetzeslage auf Gesellschaft und Gesundheitsberufe“ von Gabriele Pachschwöll, MSc, Stationsleitung Palliativteam am UK Krems, gliederte sich in drei Teile. Im ersten Teil wurden Erfahrungsberichte aus andern Ländern dargelegt, welche die Mitwirkung am Selbstmord und Tötung auf Verlangen seit vielen Jahren in ihrer Gesetzgebung verankert haben. Der zweite Part widmete sich den mit dem Sterbeverfügungsgesetz verbundenen Auswirkungen auf Teams und die Bevölkerung, während im dritten und letzten Teil die Prävention als oberste Prämisse festgemacht wurde.
Die zertifizierte Trauerbegleiterin und Dipl. Ernährungsberaterin nach TCM, Barbara Russegger, rundete den Veranstaltungstag mit ihrem Vortrag zum Thema „…zwischen Leichenschmaus & Gaumenfreuden…“ ab. Neben dem Essen muss auch alles was erlebt wird entsprechend verdaut werden. Mit dem Heranreifen von Resilienz sowie einem sich verändernden Blickwinkel wird nicht nur die Schönheit des Lebens erkannt, sondern auch, dass es kein gesundes Wachstum ohne eine lebendige Auseinandersetzung mit dem Tod und der Trauer gibt. Es gilt, jeden neuen Tag bewusst zu gestalten, denn solange man atmet, hat das Leben etwas mit einem vor.
Eine Veranstaltung wie diese, wäre ohne die Unterstützung von Sponsoren nicht möglich – daher möchten wir uns abschließend sehr herzlich bei unseren nachfolgenden (Sponsoring)-Partnern bedanken:
- Die Niederösterreichische Versicherung
- Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien AG
- hollu Systemhygiene GmbH
- MediCare Personaldienstleistungen GmbH
- CogVis Software und Consulting GmbH
- x-tention Informationstechnologie GmbH
Barbara Handl, MA
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