Artikelbild Wer, wenn nicht sie, wann, wenn nicht jetzt…

von Birgit Meinhard-Schiebel

Die langen Monate der Covid-19-Pandemie haben es klar gemacht. Pflege braucht Pflegekräfte. Pflegeheime brauchen Personal. Personal braucht nicht nur Anerkennung oder einen Bonus, sondern noch vieles mehr.

BewohnerInnen brauchen Personal. Pflegende Angehörige brauchen die Sicherheit, dass ihre pflegebedürftigen Menschen bestens gepflegt und betreut werden.

Die Herausforderungen sind gewachsen für die Pflegeheime. Das Personal hat geleistet, mehr als je zuvor. Dennoch stehen die BewohnerInnen, die Pflegekräfte, die Betreuungskräfte, die Freiwilligen, die Angehörigen der BewohnerInnen heute vor der Frage, wie lange sie noch durchhalten müssen. Alle Versprechungen sind nicht einfach zu erfüllen, weder heute noch morgen. Weder fällt Personal vom Himmel noch ist die Pandemie schlagartig vorbei und damit ist alles beim Alten. In der Versorgungskette von Einrichtungen hat sich gezeigt, dass Lücken, die durch Covid-19 entstanden sind, nicht einfach zu schließen sind.

Vor diesen Tatsachen stehen aber auch die BewohnerInnen. Sie haben in diesen Monaten gelernt, was es bedeutet, zwar in einem geschützten Raum zu leben, aber zugleich auch dort leben zu müssen, mit eingeschränkter Wahlfreiheit. Aufeinander angewiesen zu sein, hat einerseits Verbundenheit gebracht aber auch Konflikte. Weil die Nähe oft der Situation geschuldet ist. Das Personal hat einerseits das eigene Haus nach außen hin verteidigen müssen, andererseits sich auch anders als je zuvor mit den BewohnerInnen beschäftigt. Die schwierige Rolle der Angehörigen dabei ist bekannt.

Die zu früh gestellte Frage bleibt: haben wir, haben Einrichtungen, haben diejenigen, die dort sind, aus der Pandemie etwas gelernt?

Sie haben erfahren, dass eine langanhaltende Krisensituation unendliche Geduld braucht, Umgang mit Konflikten gemeistert werden müssen, dass nicht jeder Tag gleich ist. Dass es manchmal um Leben und Tod geht. Was bleibt: es ist klar genug und eindeutig geworden, dass Pflege- und Betreuungspersonal selbst Betreuung und Unterstützung braucht in einer Extremsituation. Dass BewohnerInnen auch und weiterhin soziale Infrastruktur brauchen, um dort, wo sie sind, bestmöglich leben zu können. Dass Angehörige der BewohnerInnen in ihrer Sorge nicht allein gelassen werden dürfen. Und die Erkenntnis, dass sie alle gemeinsam in einem Boot sitzen und es die Aufgabe der Gesellschaft und Politik da draußen ist, dieses Boot gut durch die nächsten Zeiten zu bringen.



 

 

 

Birgit Meinhard-Schiebel
Präsidentin der Interessengemeinschaft pflegender Angehöriger
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